Re: [Fwd: Re: Essener Linuxtage (GNOME Stand)]
- From: "Thilo Pfennig" <tpfennig gmail com>
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- Subject: Re: [Fwd: Re: Essener Linuxtage (GNOME Stand)]
- Date: Thu, 18 May 2006 10:53:48 +0200
Wenn sich jemand bereiterklärt ist das natürlich ok. Allerdings
zweifle ich ein wenig an der Sinnhaftigkeit dieser unzähligen
Linuxtage (mittlerweile hat glaube ich jede Stadt einen?).
Insbesondere ist es natürlich für eine relativ kleine Organisation
schwierig überall adäquat präsent zu sein, wenn nicht auch jeweils vor
Ort Leute aktiv sind.
Vielleicht muss man da auch unterscheiden zwischen Vereinsaktivitäten
oder dem Auftritt Einzelner. Das wäre im Grunde auch etwas, was man
diskutieren müsste: Was kann und soll der Verein leisten?
Ich selbst denke das eine der wichtigsten Sachen wäre Studenten an den
Unis zu gewinnen für GNOME und Freie Software. D.h. Entwickler und
auch Anwender. Daraus dann Mitglieder rekrutieren, die dann z.B. auch
lokale GNOME-Usergruppen betreiben.
Mir fällt dazu noch etwas anderes ein: Ich werbe ja wie wohl alle von
uns für den Einsatz Freier Software auch im Bekanntenkreis. Ich musste
da in letzter Zeit aber auch wieder durch "Ausseneinwirkung"
Rückschläge hinnehmen.
Zwei Geschichten dazu:
1.) Eine Freundin von mir studiert Psychologie . Das hat in Kiel einen
starken Schwerpuntk in der Statistik. Sie benutzt seit mittlerweile 2
Jahren Ubuntu-Linux. Aber als es nun daran ging auch mit Programmen zu
arbeiten gab es seitens der Uni nur einen Support bezüglich Windows
(SPSS) und Excel. Ich weiss es gibt da eine halbfertige Alternative zu
SPSS - das Problem ist, das jemand der studiert und bisher auch nicht
mit Excel gearbeitet hat damit überfordert ist neben dem Studium auch
noch die Abstraktion hinzubekommen nicht 1:1 die Programme zu lernen,
die alle lernen (natürlich windowsbasiert), sondern Alternativen, die
vielleicht sogar teilweise besser sind. Also nutzt sie jetzt Windows
anstatt Linux entgegen ihrem Willen, weil sie eigentlich Linux besser
findet. Es wurde seitens des Professors auch gefragt ob die
Beschaffung der Programme für irgendjemand ein Problem darstelle - es
gab da mit ihr nur eine Gegenstimme. Nach der Veranstalltung hat sie
dann auch das komplette Microsoft Office-Programm als Raubkopie von
mehreren Studenten angeboten bekommen. Cool, nicht? :-(
2.) Jemand will T-Shirt-Logos erstellen. Macht das mit inkscape,
speichert brav in SVG - und die Druckerei lehnt ab mit der Antwort er
müsse das in einem "Vektorgrafikformat" abliefern - was sie damit
meinen ist natürlich ".AI" (Adobe Illustrator). Mittlerweile nutzt
derjenige eben dieses Programm anstatt Inkscape. :-(
Ich denke das sind zwei Fälle, wo das "tragische" in meinen Augen ist,
das es an sich gute, freie Alternativen gibt, die in den jeweiligen
Fällen durchaus einen adäquaten Ersatz böten. Wie es anders geht
seitens Bildungseinrichtung sieht man in dem Artikel Switching art
students to GNU/Linux
(http://business.newsforge.com/business/06/03/09/2238246.shtml?tid=37
) (NewsForge).
Ich würde mir wünschen, das wir da aktiv werden. Mich würde auch
interessieren, inwieweit da andere Linux-Usergruppe bereits aktiv
waren. Ich würde vorschlagen, das man Informationsmaterial gemeinsam
erarbeitet (unter freien Lizenzen) und dann an den Unis kopiert und
verteilt. Dieses Material sollte ansprechen:
a) Studenten
b) Professoren und Entscheidungsträger
Was b) betrifft so wäre ich für persönliche Anschreiben, die einen
konkreten Bezug nehmen auf das Fach und die nötige Software.
Gegebenenfalls sollten solche Aktionen auch mit Firmen abgestimmt
werden, die Support anbieten für Freie Software. Die Angeschrieben
könnten sogar und eine CD oder DVD zum Testen erhalten - und man
könnte auch anbieten die Software persönlich zu präsentieren.
Es sollte aber auch Druck auf Uni-Verwaltungen ausgeübt werden auch
durch Unterschriftenlisten und über die Studenten um Raum für
Alternativen zu schaffen. Es darf nicht dabei bleiben, das die
Studenten nur aus eigenem Risiko heraus Freie Software einsetzen und
bei Problemen alleine dastehen. Es sollte so sein, das Freie Software,
wo diese sinnvoll ist bevorzugt eingesetzt wird.
Aus meiner Wahrnehmung als Aussenstehender scheint es an den Unis
sowieso ein Lizenzchaos zu geben? D.h. die Unis selbst müssten
Interesse daran haben in einen legalen Bereich zu wechseln, der es
Ihnen auch ermöglicht Studenten z.B. legal Kopien zu geben anstatt zu
erwarten das sie Microsoft Office als Raubkopie besorgen.
Zum 2. Fall: Hier irrt natürlich die Druckerei - was ich persönlich
schon peinlich finde. Aber ich denke auch hier kann man für Änderungen
sorgen in dem man diese entweder auch anschreibt oder eben mit freien
Formaten von Scribus und SVG auftaucht und um Ausdruck bittet - und
dann bei Verweigerung Aufklärung anbietet. Z.B. auch mit Software und
einem Flyer über Hintergründe und Möglichkeiten von SVG. Illustrator
kann das ja sogar importieren.
Es ist also nicht nur damit getan, Leute für Freie Software zu werben.
Die Leute haben dann konkrete Problem, die aus der verbreiteten
Softwarekultur entstehen. Ich habe z.B. bisher nur einen Menschen
kennengelernt, der Windows XP gekauft hat. Ich sehe das auch als
Aufgabe vom GNOME e.V. an solche Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
D.h. es ist im zweifelsfalle gar nicht so wichtig einen einzelnen
Studenten für Linux zu begeistern, als einen Professor, der von einem
Semester auf den anderen statt Excel OpenOffice oder Gnumeric
empfiehlt. Mutliplikatoren eben. Und da komme ich wieder zurück zu den
Linuxtagen: Ich denke Linux hat sich als sichtbare Alternative
etabliert, kämpft aber immer noch um Anerkennung. Was wir jetzt
brauchen sind Menschen, die Freie Software erfolgreich einsetzen. Und
das wiederum heisst, das wir denen (und natürlich auch uns) den Weg
bereiten müssen für den Erfolg der Nutzung. Was Unis angeht so kann
ich mir da auch vorstellen, das man in einen langjährigen Dialog
eintritt, sofern es Mitstreiter gibt. Ich habe ähnliches in Kiel bei
den Biologen schon einmal gesehen bei dem Versuch Tierexperimente (und
Tötungen zwecks Sezieren) einzudämmen.
Und der Witz an der Sache ist, das aus den Studenten, die mit Freier
Software im Studium in Berührung kommen ja auch mal Professoren
werden, usw....
Thilo
--
http://vinci.wordpress.com
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